"Es müsste  immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen, und du hörst immer nur diesen einen Moment."

Dieses Zitat könnte so auch von mir stammen, tut es aber nicht, sondern kommt aus dem Film "Absolute Giganten". Allerdings finde ich die Vorstellung faszinierend. Leider ist die Musik aber nicht immer da, muss man halt selbst dafür sorgen. Für mich persönlich bedeutet Musik auf jeden Fall sehr viel, ein paar meiner Lieblingstonträger möchte ich hier vorstellen:

 

PLEMO - Exzess Express (Audiolith)

Der Kauf dieses Albums von meinem Hamburger Lieblings-Label Audiolith lohnt sich schon dann, wenn man Tomtes Thees Uhlmann mal lustige Drogentexte brabbeln hören will. Aber Spaß beiseite, bei "Exzess Express" geht deutlich mehr: Henning Schmidt aka Plemo hat es tatsächlich geschafft die Energie seiner Liveshows (bei denen er noch von seiner Band "Das Feuer" verstärkt wird und die man sich nicht entgehen lassen sollte), das Abgedrehte, das Raven bis zum Umfallen auf ein Album zu bannen. Raven (oder besser "New Rave"?) beschreibt dabei auch schon ganz gut in welche Richtung es geht - schrammlige Synthies, 80er-Jahre Beats, pumpende Bässe und der Wahnsinn an sich.  "Für uns gibt es wirklich nichts zu tun, außer vom Zelebrieren auszuruhn" (aus "Unsere Räder") - dazu besteht aber (leider/zum Glück) kaum eine Chance, wenn die Reise mit "Schiffe fliegen" losgeht und der Trip mit Krachern wie "Wir raven" (Kann sich noch jemand an "Na sowas?" erinnern?), "Flashlight" (ein etwas älterer Plemotrack) und "Es regnet" kaum Verschnaufpausen bietet. Den Höhepunkt des Exzesses bilden dann "Top 40 DJs" mit Saalschutz und das Titelstück mit Jessica Drosten von Das Bierbeben am Mikrofon. Spätestens hier ist klar, wofür "Exzess Express" steht.

 

EVIL NINE - You Can Be Special Too (Marine Parade/Intergroove)

Amazon-Preis: 45,99 € (Kostenlose Lieferung). Na schönen Dank auch - und bei der CD handelt es sich keineswegs um eine Box mit mehreren Scheiben oder um sonst eine special edition. Das gute Ding ist halt entweder teuer oder schwer zu bekommen oder beides. Gerade deshalb sollte man, wenn "You can be special too" etwas günstiger zu bekommen ist, unbedingt zugreifen, denn das Album ist getrost zu dem Besten zu rechnen, was in den letzten Jahren auf dem elektronischen Sektor rausgebracht wurde. Musikalisch bewegen sich die beiden Brightoner DJs irgendwo zwischen Breakbeat, Electronica und Hip Hop - Fans von UNKLE oder DJ Shadow sollten also auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren, denn auch der Sound von Evil Nine hat einen eher dunklen, düsteren Charakter. Trotzdem kann man aber hervorragend sein Tanzbein dazu schwingen. Anspieltipps sind das Instrumental "Devil Stuff", "We Have The Energy" und "Even The Smells". Herausragend ist der Opener "Crooked" mit Vocals des grandiosen Aesop Rock. Das "Shhhh...the baby is sleeping..." am Anfang der CD versteht man übrigens nur, wenn man das Video kennt. Allen anderen empfehle ich dringend mal bei YouTube vorbeizuschauen. Und natürlich, dieses Album zu kaufen.

 

VOXTROT - same (Playlouder/Indigo)

Über das Albumdebüt von Voxtrot bin ich gestolpert, als ich nach der neuen Kula Shaker suchen wollte. Stattdessen landete nun dieses Album in meinem Player und das völlig zurecht. Beim ersten Durchhören hatte ich den Gedanken, den wohl auch die meisten anderen Hörer hatten: Was für eine tolle Britpop-Band. Dabei kommen die fünf Jungs mitnichten von den britischen Inseln, sondern vielmehr aus Austin Texas, schaffen es aber trotzdem wunderbare (poppige) Stück zu schreiben, die am ehesten in der Nähe von Belle & Sebastian, Coldplay (nur besser) oder auch den Smiths angesiedelt sind. Meistens eher ruhig (zum Teil sogar richtige Balladen wie "Real Live Version"), aber nie kitschig oder gar langweilig. Mir persönlich gefallen aber vor allem die schnelleren Stücke, wie "Firecracker", am besten, die sie die Platte interessant und abwechslungsreich machen. Wer also beim britischen Britpop nichts neues mehr findet, sollte seinen Blick definitiv mal über den großen Teich schweifen lassen.

 

OMFO - Trans Balkan Express (Essay/Indigo)

Electro-Ethno? Sowjet-Trip-Hop? Oder ganz einfach nur German Popov, der Mann der sich hinter O.M.F.O. verbirgt, der so gerne als Kind Astronaut geworden wäre, aber dann doch (glücklicherweise) sein Interesse für die Musik der Teil- und Satelitenstaaten des damaligen Sowjetkosmos entdeckte.

Diese traditionellen Klänge mischt unser Mann aus Odessa auf "Trans Balkan Express" (eine Anspielung auf Kraftwerks "Trans Europa Express") spielerisch mit futuristischen Elektronikklängen, nimmt den Hörer auf eine Odyssee durch östliche Musikhemisphäre mit und überschreitet dabei sämtliche Genreschubladen. Manchmal (für das westlich geprägte Ohr) noch etwas exotisch und schräg klingend, was auch an den Instrumenten, wie der Gadja (ähnlich dem Dudelsack), der Drimba (karpatische Maultrommel) oder der Domra (eine Art Laute) liegen mag. Aber genau das ist der Reiz von O.M.F.O.

Langeweile kommt bei der elektronisch-akustischen Entdeckungsreise durch Osteuropa jedenfalls nie auf, so reicht der Bogen von Liedern zum Chillen bis zu absoluten Tanzdrogen. Anspieltipps neben dem Titeltrack auf jeden Fall "Gutsul Electro" und "Money Boney".

 

EGOEXPRESS - Hot Wire My Heart (Mute/EMI)

"Sind das Powerbooks oder PCs? - Ich Hab Angst! (Ich will nach Hause) Ich hab Angst davor, was das, was das - was es genau ist!" - "Oh my god, it's techno music". Meense Reents und Jimi Siebels sind wieder am Start! Hat zwar einige Zeit gedauert, aber dafür ist auch ein grandioses Album bei rausgekommen. Fängt zwar erstmal ein bisschen verhaltener mit "Aranda" und "I'm in the army now" an, aber das ist nur die Warmlaufphase - spätestens bei "Knartz IV" knallt ein dermaßen dreckiger Bass aus der Box, dass nicht nur Anhänger elektronischer Musik spontanen Bewegungsdrang verspüren. Weitere Highlights des Albums sind meiner Meinung nach "Hot wire my heart" und das treibende "Everybody" - aber gerade bei diesem Album lohnt sich das in-einem-Stück-durchhören.  Ein Album, wie ein perfekter Clubbing-Abend.

Ach und noch was: Wenn Egoexpress live in der Stadt, dann Pflichttermin. Lohnt sich dermaßen, ehrlich.

 

V.A. - Return Of The Tüdelband (Trikont / Indigo)

Diese CD sollte man eigentlich schon wegen der interessanten Entstehungsgeschichte zumindest mal anhören und eigentlich sollte sie jeder Hamburger besitzen. Schließlich kennt so ziemlich jeder in der Hansestadt das Lied vom "Jungen mit dem Tüdelband" (oder zumindest jeder St.-Pauli-Fan den Refrain "Klaun, klaun, Äppel woll'n wir klaun"), aber kaum jemand weiß, woher die Zeilen eigentlich stammen. Geschrieben wurde das Lied 1911 von Ludwig Wolf/Isaac, dem einen Teil des jüdischen Gesangsduos "Gebrüder Wolf". Die zwei Hamburger Jungs wurden schnell ins ganz Europa bekannt und feierten große Erfolge - bis die Nationalsozialisten 1933 allen jüdischen Künstlern Auftrittsverbot erteilten. Das war das Ende der "Gebrüder Wolf" -  ein Teil der Familie Wolf kam ins KZ, andere wanderten nach Amerika aus - das Gesangsduo geriet in Vergessenheit, nicht aber das "Lied vom Jungen mit dem Tüdelband".

Nach über 60 Jahren sollten die Gebrüder Wolf wieder ins Gedächtnis zurückgerufen werden, verschiedene Hamburger Musiker (Bernadette La Hengst, Der Fall Böse, Fink,...) spielten neue Versionen alter Wolf-Songs ein. Stilistische Grenzen gibt's dabei keine, egal ob Country oder HipHop, melancholisch oder ironisch...alles ist am Start.  Außerdem mit dabei: Dan Wolf, der in San Francisco geborene Wolf-Urenkel mit seiner Band "Felonious". Auf jeden Fall ein guter Kauf - auch für alle Nicht-Hamburger.

 

CLIENT - same (Toast Hawaii / Motor)

Als ich im Plattenladen das Debut-Album von Client (übrigens der erste Act auf Andie Fletchers neuem Label) durchhörte, dachte ich sofort: "Die klingen ja wie Technique". Das ist zunächst mal auch eigentlich als ein Kompliment zu verstehen und - wie ich im nachhinein feststellte - auch mindestens zu 50% richtig. Denn bei Client handelt es sich um das neue Duo der ehemaligen Technique-Keyboarderin und Songschreiberin Kate Holmes. Der andere Teil besteht aus der Sängerin Sarah Blackwood, die Kate während Depeche Modes Exiciter-Tour kennenlernte. Seit August 2003 ist nun das erste Album von Client draußen und es befinden sich durchweg eingängige Synthie-Pop-Nummern drauf, was sich auch schon bei den Vorabsingles "Priece Of Love" und "Rock'N'Roll Machine" abzeichnete. Alles in allem eine ziemlich perfekte Sybiose zwischen melodiösen Keybordriffs und einer wunderbar weichen Stimme (mit einem nordenglischen Akzent der seines gleichen sucht ;o)) - eine CD, die nicht nur bei schwarzgekleideten Personen ihre Anhänger finden wird.

 

VIRGINIA JETZT! - WER HAT ANGST VOR VIRGINIA JETZT! (Motor / Universal)

VJ! gehören zu den Bands, die man einfach gerne haben muss und galten seit ihrer "Mein Sein"- EP als einer der Geheimtipps. Dieses Jahr ist ihr Bekanntheitsgrad mit der Veröffentlichung von "Wer hat Angst vor..." aber schlagartig gestiegen und das zurecht. Gitarrenpop mit deutschen Texten über Liebe und Freundschaft, mal rockig, mal fast ein bißchen kitschig, aber irgendwie nie peinlich (ganz im Gegensatz zu den unzähligen Verbrechen, die in den letzten Jahren unter dem Label "Deutschrock/-pop" begangen wurden). Gleich der erste (ganze) Song "Von guten Eltern" bleibt einem für eine halbe Ewigkeit im Kopf hängen und man singt den ganzen Tag ein leises (oder auch lautes) "Hey, hey, hey" mit. Neben dem schon bekannten "Mein Sein" gibt's aber noch eine ganze Hand voll weiterer wunderbarer Nummern, es seien mal die zweite Single "Dreifach schön", "Die Musik von hier nach dort" und "Das beste für alle" (bei dem Miez von Mia im Backround mitsingt) besonders hervorgehoben. Reinhören und lieb haben!

 

MILLENIA NOVA - NARCOTIC WIDE SCREEN VISTA (Motor / Urban / Def Jam)

Nach "Nice Mysterious Heavy Stuff" und "Slow E-Motion Sight Seeing" ist "Narcotic Wide Screen Vista" der dritte Longplayer des Münchner Duos Millenia Nova und ein absoluter Geheimtipp. Die Stimmung der CD ist so etwa wie ein Wintertag am Meer (ich weiß nicht, was ein passendes Pendant für die Süddeutschen wäre): ein bißchen melancholisch, aber man fühlt sich trotzdem darin wohl - endlos weit, aber man fühlt sich trotzdem geborgen - kalt und karg, aber trotzdem voller Atmosphäre. Diese Stimmung wird dann von Mathias Neuhauser und Michael Meinl angereichert mit Wave und Rockeinflüssen und den Stimmen diverser Gastmusiker wie Thomas Hanreich (von Vivid), Kelli Ali (Ex-Sneaker Pimps) oder Iggy Pop. Das Ergebnis sind sind elf wunderschöne Songs, deren Spektrum von relaxt ("Mystery To Me") bis rockig ("Rockicide") reicht- mein Lieblingstrack auf dem Album ist allerdings der Opener "Disconected Minds"  

 

Weitere Lieblingsalben

 

MEINE TOP 5s:

   

Aktuelle Lieblingssongs

All Time Favorites All Time LP Favorites
1. Ladytron

Destroy Everything You Touch

Depeche Mode

Enjoy The Silence

At The Drive-In

Relationship Of Command

2. Der Tante Renate

Dennis bester Tag

Portishead

Glory Box

Portishead

PNYC 

3. Sick Of It All

Shut Me Out

Nightmares On Wax

Les Nuits

Massive Attack

Blue Lines

4. Voxtrot 

Firecracker

Nine Inch Nails

Head Like A Hole

Kyuss

Welcome To Sky Valley

5. K.I.Z.

Geld essen

Die Sterne

Aber andererseits

Mooonspell

Irreligious